Jugendcamp 12. – 23.07.2012
Jugendliche aus Reichelsheim und drei europäischen Partnergemeinden haben zusammen gekocht, gegessen und gespült.
Wie schmeckt Europa? Diese Frage stellten sich in dieser Woche 40 Jugendliche aus Reichelsheim im Odenwald, dem französischen Dol de Bretagne, dem ungarischen Nagymányok und der polnischen Stadt Jablonka. Sie gingen zusammen einkaufen, schnippelten Gemüse und kochten anschließend – eine kulinarische Begegnung inmitten der Woche, die die 13- bis 16-Jährigen gemeinsam auf dem Sportplatz im Ortsteil Beerfurth verbringen. Es ist das fünfte Jugendcamp dieser Art, das die Verschwisterungsvereine der Gemeinde Reichelsheim und ihrer Partnerkommunen ausrichten. Ziel ist es, den Jugendlichen den europäischen Gedanken, die Partnerregionen und deren Kultur näherzubringen – wobei der Spaß natürlich nicht zu kurz kommen soll.
Auf dem Programm stand neben einem Vortrag zur Geschichte der Europäischen Gemeinschaft auch das Thema „Gesunde Ernährung“. Bevor es losgeht, besucht jede Gruppe einen der vier großen Supermärkte in Reichelsheim, erforscht mithilfe eines Fragebogens das Sortiment und achtet auf die angegebenen Nährwerte einzelner Lebensmittel. Nach dem Einkauf kehren alle zurück ins Beerfurther Sportlerheim, wo jede Gruppe einen gesunden Beitrag zum Abendessen vorbereitet.
Die Gruppe aus Jablonka in Polen hat bergeweise Obst erstanden und macht sich nun daran, einen Obstsalat für alle zu schnippeln. „Beim Vergleich der deutschen und polnischen Supermärkte ist uns kein großer Unterschied aufgefallen“, sagen die Jugendlichen. „Nur die Preise sind etwas höher als zu Hause in Polen.“ Zu einer gesunden Ernährung gehören für sie vor allem naturbelassene Produkte sowie Obst und Fleisch – doch ausschließlich gesund esse keiner von ihnen, gestehen sie. „Dazu sind Fast Food, Süßigkeiten und Co einfach zu lecker“, heißt es aus der Gruppe.
Die Franzosen achten auf ausgewogene Ernährung
Die Jugendlichen aus dem französischen Dol de Bretagne geben wiederum an, auf eine ausgewogene Ernährung, bestehend aus Eiweißen, Ballaststoffen und Kohlenhydraten, Wert zu legen. Im Zeltlager jedoch greifen Lilla Pien (14) und ihre Freunde auch gerne zu Schokolade und Kuchen.
Ihre Enttäuschung nach dem Einkauf im deutschen Supermarkt können sie kaum verbergen. „Es hat kaum frisches Gemüse gegeben“, klagt Gruppenleiterin Claire Thual (23), „und so mussten wir auf Konserven zurückgreifen“. Beim Kauf von Dosenmais haben sie dann auch lieber zu bekannter Markenware gegriffen – ein vertrautes Produkt sei ihnen im unbekannten deutschen Supermarkt einfach sicherer erschienen, sagen sie. Ihr Beitrag zum Mittagessen: ein Hühnchencurry mit Gemüse, passend zum Tagesthema ganz ohne fette Sahnesoße.
Die Ungarn begeistern mit ihrem traditionellen Letscho, einem Mix aus Zwiebeln, Paprika und Ei. Um die Küche der Partnerländer etwas besser kennenzulernen, steht zum Ende der Woche ein weiteres Kochspektakel an: ein Europabuffet mit zahlreichen nationalen Spezialitäten. Dabei denken die Deutschen vor allem an Sauerkraut mit Kartoffelbrei und Würstchen oder den typisch
hessischen Handkäs mit Musik. Die polnische Gruppe schwärmt bereits von ihrer Zurek, einer herzhaften Sauerteigsuppe mit Kartoffeln, Eiern und Wurst. Die Ungarn werden wahrscheinlich die Brotspezialität Langosch backen, während die Franzosen auf ihre altbewährten Crêpes bauen.
So wird auf kulinarische Art und Weise kulturelles Interesse an anderen Ländern gefördert – im wahrsten Sinne des Wortes ein Erfolgsrezept, das im kommenden Jahr auf französischem Boden wiederholt werden soll.