Dol de Bretagne, die Stadt in der Nähe des Mont St. Michel, hatte eingeladen zur Jubiläumsfeier: 20 Jahre Verschwisterung mit dem Odenwaldstädtchen Reichelsheim.
Ein Bus startete am Morgen des Himmelfahrtsfestes in Reichelsheim. Einige Selbstfahrer ließen es sich nicht nehmen, die 970 km alleine zu bewältigen. Noch etwas zerknittert nach 12 Stunden Fahrt konnten sich alte Bekannte und Freunde in Dol de Bretagne abends dann wieder in die Arme schließen. Ein kleiner Empfang mit diversen Häppchen und Getränken war vorbereitet.
Natürlich waren die zwei zur Verfügung stehenden Tage in der Bretagne ausgefüllt mit vielseitigen Ausflügen. Der Freitag war für die Stadt Dinan reserviert, dort wurde bei einer Stadtführung das mittelalterliche Leben innerhalb der Schutzmauern erläutert. In den engen Pflasterstraßen, gesäumt von pittoresken Fachwerkhäuschen, fühlt man sich um 700 Jahre zurückversetzt. Der berühmte Blick auf die tief unten fließende Rance war ein Vorgeschmack auf die anschließende Bootsfahrt am Spätnachmittag. Trotz strahlenden Sonnenscheins wehte ein kalter Wind auf dem Schiff, als die idyllischen Ufer der Rance vorbeizogen. Wir passierten das berühmte Gezeitenkraftwerk bei Dinard, inzwischen schon über 50 Jahre alt, und kamen nach zweieinhalb Stunden Bootsfahrt in der Hafenstadt St. Malo an.
Der Samstagvormittag präsentierte sich wolkenverhangen, doch der Wochenmarkt in Dol de Bretagne lockte. Er bietet alles, was man sich vorstellen kann: von der hammerschlagfesten Handyhülle bis zu lebenden Gänsen. Eine sachkundig geführte Besichtigung von St. Samson, die alles überragende, sagenumwobene Kathedrale von Dol, bot noch einmal einen Höhepunkt, besonders die Durchquerung des Dachstuhls und des Turmes mit unglaublichen Ausblicken.
Am frühen Abend begannen die offiziellen Feierlichkeiten. Zunächst pflanzten die Vertreter der Städte und der Städtepartnerschaft zwei regionstypische Apfelbäume in der Allee de Reichelsheim. Unter bretonischen Sonnenstrahlen und den Klängen der bretonischen Musikgruppe Bagad an Hanternoz zog die Delegation in Begleitung zweier Distriktabgeordneter in den Festsaal „Odyssee“ der Stadt. In ihren offiziellen Ansprachen wiesen der Bürgermeister Denis Rapinel und Stefan Lopinsky und die Vorsitzenden der Verschwisterungsvereine André Busson und Elke Knell auf drohende Probleme in der europäischen Staatengemeinschaft hin. Die französische Gastfreundschaft manifestierte sich in einem delikaten Sechs-Gänge-Menü, musikalisch untermalt von einer weitren bretonischen Musikgruppe, die es immer wieder schaffte, die Gäste zu bretonischen Reihentänzen zu animieren.
Die Zeit verging wie im Fluge, und die Busabfahrt am nächsten Morgen war natürlich viel zu früh.