Schon von weitem sah man die bunten Fahnen am Sportlerheim in Beerfurth – die deutsche, polnische, ungarische, französische und die Europafahne. 27 Jugendliche mit ihren sechs Betreuern aus der Region Reichelsheim und den Partnerstädten Jablonka und Nagymányok verbrachten neun Tage im Camp und lernten so ihre europäischen Nachbarn besser kennen und verstehen. Leider hatte die Gruppe aus Dol de Bretagne in diesem Jahr, sehr zum Bedauern aller, die Teilnahme abgesagt.
Der erste Tag diente dem Kennenlernen. Die Jugendlichen präsentierten ihre Heimatstädte in Form von Collagen und kurzen Videoclips. Nach einem Minisprachkurs – bei dem sich die Schüler selbst unterrichteten – war das Eis gebrochen. Zunehmend sah man nun gemischte Teams bei Tischtennis-, Kicker- oder anderen Gesellschaftsspielen. Häufig diente Englisch als gemeinsame Sprache. Im Rathaus bot Bürgermeister Stefan Lopinsky den Jugendlichen einen herzlichen Empfang. In seinem Kurzreferat über die Zukunft Europas hob er die Bedeutung eines vereinten Europas auch für den Einzelnen hervor. Er schlug einen Bogen von der Vergangenheit zur aktuellen Situation, bezog dabei wirtschaftliche und politische Aspekte ein und betonte insbesondere die Vorteile der Freizügigkeit in der EU, sowie die partnerschaftlichen Verbindungen zu den teilnehmenden Städten.
Die folgenden Tage vergingen wie im Fluge. Die Workshops, die sich mit der Vielfalt Europas, den Unterschieden und Gemeinsamkeiten von Kulturen, aber auch mit der weltweiten Migration beschäftigten, waren dem Alter angepasst und nie zu lange. Ein Mitarbeiter von Europa direct zeigte den Jugendlichen Möglichkeiten von finanziell geförderten Auslandsaufenthalten auf und verteilte entsprechende Broschüren.
Interessante Eindrücke boten der Besuch des Heimes für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Brensbach/Affhöllerbach. Die jungen Flüchtlinge dort kommen fast ausschließlich aus den Kriegsgebieten des nahen Ostens. Durch die persönlichen Begegnungen mit diesen jungen Flüchtlingen – für viele sicher zum ersten Mal – erfuhren die Teilnehmer des Camps von den Hintergründen der Flucht und wie es ist, in einer fremden Kultur zurechtzukommen, sowie von deren Zukunftswünschen. Als Einstimmung auf diese Begegnung hatte Frau Annemarie Knichel im Vorfeld über die aktuelle Flüchtlingssituation informiert. Am Beispiel des „Runden Tisches für internationale Verständigung“ wurde über die ehrenamtliche Arbeit in der Flüchtlingshilfe berichtet und gezeigt, wie Integration gelingen kann.
Neben diesen ernsteren Programmpunkten blieb selbstverständlich auch viel Zeit für gemeinsame Freizeitaktivitäten wie Schwimmen, Tischtennis, Fußball, Gesellschaftsspiele und „Chillen“. Bei der Camp-Olympiade konnten sich die international gemischten Teams – auch einige der jugendlichen Flüchtlinge waren gekommen – in lustigen sportlichen Wettkämpfen messen. Hier brachten das Wasserbombenwerfen und die Mülltonnenrallye auch die anwesenden Besucher zum Lachen.
Highlights der Camptage waren der Besuch der Sommerrodelbahn und des Kletterparks bei Wald-Michelbach sowie der Ausflug ins Technikmuseum nach Sinsheim mit dem Besuch eines 3D-Kinos. Aber auch die Tour mit Geo-Caching rund um Reichelsheim und Besuche im Museum und bei der Feuerwehr wurden gerne wahrgenommen.
Beim Europaabend am Samstag boten alle drei Nationen Spezialitäten aus der heimischen Küche an: Deutsche Kartoffelpfannkuchen, polnisches Bigosch, ungarisches Gulasch – alles selbst gekocht. Dieses Essen schmeckte dann auch den Kommunalpolitikern und Besuchern, die ihr Interesse an der europäischen Partnerschaftsarbeit mit einem Besuch im Camp unterstrichen.
Beim Abschiedsabend bedankten sich die einzelnen Gruppen mit Liedbeiträgen bei allen, die dieses Camp mitgestaltet hatten. Die ungarische Gruppe wurde von Gitarre und Querflöte begleitet. Einige der polnischen Jugendlichen hatten eigens ein Lied getextet, in dem sie ihre positiven Eindrücke und Dankbarkeit für diese gemeinsame schöne Zeit zum Ausdruck brachten.
Alle Campteilnehmer erhielten einen mit dem europäischen Sternenbanner bedruckten Rucksack, gefüllt mit Obst und Süßigkeiten für die Rückfahrt.
Beim anschließenden Disco-Abend heizte Jacob Hartmann als DJ den Jugendlichen so richtig ein, da wurde getanzt, was das Zeug hielt und alle Sprachbarrieren waren vergessen. Wer es etwas ruhiger wollte, verbrachte den Abend am Lagerfeuer, wo erzählt und gesungen wurde.
Zum Gelingen des Camps trugen die vielen ehrenamtlichen Helfer von den drei Partnerschaftsvereinen bei, die zum Teil viele Stunden und sogar Tage bei der Organisation und Betreuung mithalfen.
Das Jugendcamp wurde mit Mitteln der EU aus dem Programm „Erasmus plus“ gefördert, ohne die eine Durchführung nicht möglich gewesen wäre.